Die Künstlergruppe Kunst im Mittelpunkt zeigte vom 9. – 17. März 2019 Arbeiten zum Thema „Konflikt“ mit Themenabend „Dem Konflikt eine Farbe geben“ am 13. März. Eine Vernissage fand bereits am Freitag, den 8. März 2019 um 19 Uhr im Kunsthof Holm statt.
Maren Haartje und Günther Baechler
Was wir gerne ausblenden: ein Konflikt liegt bereits dann vor, wenn nur eine der betroffenen Seiten den Eindruck einer Unstimmigkeit oder Spannung hat. Wir zeichneten die verschiedenen Stränge auf, welche zu einem umfassenden Verständnis einer Konfliktbeziehung gehören: die Parteien, die Ursachen, die Dynamik bzw. der Konfliktverlauf sowie die Konfliktgegenstände oder -themen. Die Runde diskutierte eine ganze Bandbreite von Konflikten, vom Familienstreit über Ressourcenkonflikte bis hin zu Machtkämpfen im politischen oder internationalen Bereich. Und so kam es, dass der Kunsthof Holm die Gruppe KiM dazu einlud, die gegenwärtige Ausstellung zum Thema Konflikt künstlerisch vorzubereiten und zu gestalten. Wie Sie als Betrachter schnell erkennen werden, diente die thematische Vorgabe keineswegs der Begrenzung der künstlerischen Freiheit. Im Gegenteil: die Fokussierung auf ein Thema hat die elf Künstlerinnen und Künstler dazu angeregt, im Rahmen ihrer jeweiligen Sprache und Stilmittel neue Grenzen zu erkunden. Die Bearbeitung des Themas könnte individueller nicht sein. Das betrifft keineswegs nur die vielfältigen Formate und Techniken, sondern in erster Linie auch die persönliche Auseinandersetzung mit dem vereinbarten Thema Konflikt. Die Spanne reicht von gesellschaftlichen Konflikten um die produzierten Plastikberge bis zu symbolbeladenen Konflikten im Tierreich, von Identitäts- und Integrationskonflikten bis zu inneren Spannungen. Aber auch Dilemmata und Zielkonflikte sowie globale Fragen des Zusammenlebens werden gezeigt. Der Themenabend wird die aufgeworfenen Fragen vertiefen: Hat der Konflikt tatsächlich eine Farbe und wenn ja, welche?
Holm, im Februar 2019
Vera Detjen
Die Bandbreite des Thema „Konflikt“ ist so groß und vielfältig, daß es mir schwergefallen ist, hier einen Bereich herauszustellen und malerisch umzusetzen. Ich habe mich für Konflikte im Bereich der Tierwelt entschieden. Auch hier kann man ein vielschichtiges zwischenartliches Konfliktverhalten beobachten. Es geht mir einmal um den Konflikt zwischen Wölfen und Menschen, der zur Zeit in Deutschland und Europa in den Schlagzeilen steht, zum anderen betrachte ich, wie Tiere Konflikte untereinander behandeln. Wölfe und Krähen z.B. haben eine gute soziale Akzeptanz. Weiterhin ist es mir ein Anliegen auf die Konfliktsituation hinzuweisen, die durch den Plastikmüll in den Ozeanen hervorgerufen wird. Mehr als 600 Tierarten sind direkt betroffen und jährlich sterben durch den Verzehr hunderttausend Wale, Delfine und Meeres-Schildkröten.
Lilli Erett
Ein Konflikt kann sich bedrohlich oder auch bereichernd entwickeln. Sich konstruktiv auseinandersetzen zu können, ist weitgehend erlernbar und wird bislang leider nur ansatzweise in Familien, Kindergärten und Schulen trainiert. Hier könnte ich mir weit mehr Aufklärung, Bildung und Hilfe vorstellen. Ein konstruktives, d.h. gewaltfreies Konfliktlösungsverhalten, ist für mich eine Grundvoraussetzung für menschliches Zusammenleben in Partnerschaft, Familie, Gesellschaft und Politik. Dies mag als Illusion erscheinen, ist aber in meinen Augen immer Wert, angestrebt und so weit wie möglich von Instanzen gesetzlich gesichert zu werden. In dieser Ausstellung setzen sich meine Bilder, seit meiner Reise in den Kaukasus im Sommer, mit der sich seit Jahrtausenden menschlich unwürdigen Gewaltanwendung an Andersdenkenden und der zugleich großen Hoffnung nach Frieden auseinander.
Jörgen Habedank
Ich beteilige mich mit drei Ansätzen zum Thema Konflikt:
- Eine alte großformatige (zweiteilige) Arbeit von 1993 habe ich aktualisiert. Diese präsentiere ich nun als Bildinstallation mit frischen Zeichnungen:
– Verhalten in Zorn
– Verhalten in Trauer (Öl + Acryl / Leinwand, je 140 x 70 cm) - Einer neuen zweiteiligen Arbeit:
– Konfliktknospe
– Konfliktkreis (Acryl + Collage / Leinwand, je 100 x 30 cm) - Einem „Vermittler“ – eine neue Malerei:
– Farbiger Konfliktberater (Acryl + Collage / Papier, je 60 x 30 cm)
Christiana von Knobelsdorf
Kann Konflikt nicht auch etwas „Neues“, „Weiterentwicklung“ schaffen?
Carsten Koch
Als ich zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert wurde, war ich erschrocken. Ich konnte mir darunter fotografisch überhaupt nichts vorstellen. Nun, nachdem ich mich ein bißchen mit dem Thema befaßt habe, mußte ich feststellen, daß die ganze Welt heute von Konflikten beherrscht wird. Wir nehmen diese Konflikte teilweise gar nicht mehr wahr. Es sind letztlich häufig ganz banale Dinge aus denen dann die Konflikte entstehen, die aber fotografisch interessant umgesetzt bzw. aussagekräftig im Bild dargestellt werden können.
Kathrin Rosenberger
Konflikte begleiten mich tagtäglich bei meiner Arbeit. Unzählige fallen mir ein und doch musste ich mich für diese Ausstellung entscheiden, welche/n Konflikt/e ich aufgreifen wollte. Zuerst wählte ich den Integrationskonflikt, da mir dieser sehr am Herzen liegt. Bei meiner Arbeit mit Menschen werde ich immerzu damit konfrontiert und auch in dem 2015 von mir illustrierten Kinderbuch stelle ich dieses Thema kindgerecht dar. Das „Anderssein“ ist in unserer Gesellschaft ein schwieriges Thema. Wer nicht „der Norm“ entspricht, fällt zumeist negativ auf und erfährt nicht selten eine andere Behandlung. Integration und Inklusion „hinken“ immer noch sehr. Die Bilder 1 bis 5 zeigen abstrakte Collagen zum Thema. Der zweite Konflikt, der mir auf der Seele brennt, ist die Einstellung zu unserer Umwelt. Egoistisch beutet die Menschheit, ohne Rücksicht auf Verluste, unseren Planeten Erde aus. Wir wollen immer mehr! Forschung und Technik sind wichtig, wir setzen sie nur oftmals, ohne die Folgen genügend zu bedenken, ein. Die Erhaltung unserer Erde wird meist zweitrangig behandelt, dabei sichert sie uns unsere Existenz! Die Umweltzerstörung und die Zweiklassengesellschaft wird immer extremer, aber es gibt noch ein wenig Hoffnung! Dazu: Bilder 6 und 7!
Erich Saemann
Seit meinem Studium beschäftige ich mich immer wieder mit der Thematik von Konflikten.
- Bild „Der Stein“: Oder Steinschlag einer zerbrochenen Scheibe mit der Silhouette Deutschlands zum Thema Gewalt und Zerstörung.
- Bild: Bei dem Bild „der Brand“ geht es auch um Zerstörung mit Ausblick auf einen Hoffnungsschimmer und Erneuerung.
- „Die Mauer“ steht immer für auch aktuelle Konflikte mit Blick auf Amerika.
- Bei den Bildern „Strand 1 und 2“ sehe ich mich gezwungen, die anderen Seiten der Strände aus meiner Sicht darzustellen durch Verschmutzung von Plastikmüll.
- „Abendsonne“ in Anlehnung von E. Hopper zeigt keine positive Aussicht meinerseits aus dem Fenster.
- „Endzeitstimmung“ beinhaltet nicht wie bei Magritte nur eine Verhüllung, sondern unsere Erstickung und Tötung durch Plastikmüll.
- Das Werk „Beziehung“ steht für Konflikte zwischenmenschlicher Ereignisse.
Helmut Seestädt
Konflikte gehören zur Natur,
wie niedlich ist es bei den Tieren
aber die Kleinen oft verlieren
eine Mücke ist nicht mehr da
der Häscher ein kleiner Vogel war
ein kleiner Wurm aus der Erde schlüpft
da kam ein Vogel angehüpft
ein Vögelein der Katze zum Opfer fiel
für die Katze ein überlegenes Spiel
ein Autofahrer wurde vor Schreck ganz rot
nun ist die Katze mausetot.
Antje Schölzel
Konflikte bilden für mich immer auch innere, emotionale Zustände von Personen, Gruppen und Gesellschaften ab. Um das Menschsein besser zu verstehen, dessen Konflikt-Zustände zu erspüren und Möglichkeiten ihrer Transformation nachzugehen, habe ich mich über die verschiedenen Konfliktphasen (nach Friedrich Glasl) dem Thema genähert, und ihnen in abstrakten Spuren, Formen und Strukturen Gestalt gegeben.
„Kriege entstehen aus dem Scheitern, das Menschsein der Anderen zu verstehen.“ – Dalai Lama
Elke Werner
In meinem Leben habe ich persönlich keinen Krieg erlebt, dafür bin ich sehr dankbar. Zu was Menschen in einem Konflikt fähig sind erfahren wir aber tagtäglich aus den Medien.
- Objekt „Eskalation“: Höhepunkt eines Konfliktes, Kampf und Verwüstung. Die verbrannte Wurzel streckt sich nach oben wie ein Blütenkelch der Hoffnung.
- Assemblage „Konsequenz“: Starrsinn und Gewalt, dargestellt durch die dornigen Stängel einer Rose, lösen Verwirrung und Verletzung aus. Die verwitterten Blüten der Lampionblume sind geöffnet und wirken verloren. Die weiße Farbe dieser Lichtcollage steht für Deeskalation.
- Wachs-Assemblage „Konflikt:“ Der Sokotra-Drachenbaumbestand ist bedroht. Naturvölker öffnen die Rinde und nutzen den Saft des Baumes um daraus notwendige Medizin herzustellen. Mein innerer Konflikt beschäftigt sich damit, wie wir es schaffen können, bei der stetig zunehmenden Weltbevölkerung den Grundbedürfnissen der Menschen gerecht zu werden und dabei die Ressourcen und die Schönheit der Natur zu erhalten.
- Assemblage „The last Green“: (spricht für sich).